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Kinetik organischer Elektrodenprozesse
durch Messungen der Faraday-Impedanz).
Neben den Professoren Holleck und Knauer
waren noch die Assistenten Hertz (vorü-
bergehend) und Kastening am Institut.
Da man Ludwig Holleck die kommissa-
rische Institutsleitung nicht übertragen
wollte, sondern hiermit Hugo Neuert vom
Physikalischen Staatsinstitut beauftrag-
te, übernahm Holleck nun auch nicht die
Grund-Vorlesungen, die zeitweise von Hans
Martin aus Kiel bzw. Ernst Ulrich Franck aus
Göttingen gehalten wurden.
Als Nachfolger Wickes erfolgte zu Anfang
1960 die Berufung von
Adolf Knappwost
(geb. 29. April 1913 in Hannover, Promotion
1940 bei Hans Nowotny in Karlsruhe, 1942-
56 Mitarbeit am Kaiser-Wilhelm-Institut
für Metallforschung in Stuttgart, 1943 Ha-
bilitation in Karlsruhe, 1945-48 Mitarbeit
am Institut des Recherches Scientifiques in
Tettnang, 1948-60 Leitung der Abteilung
Physikalische Chemie und Werkstoffkunde
des Zahnärztlichen Instituts der Universität
Tübingen, 1952 apl. Professor in Tübingen,
zeitweise Mitglied des Wissenschaftlichen
Rats der Kernforschungsanlage Jülich,
1960-81 ord. Professor für Physikalische
Chemie an der Universität Hamburg
[1960-69 Direktor des Instituts, 1969-77
geschäftsführender Direktor, 1977 zurück-
getreten], 1981 emeritiert, 1981-2007 Wis-
senschaftlicher Berater der Firma Human-
chemie GmbH in Alfeld, 1984 Dr. med dent.
h.c. der Universität Tübingen, gest. 1. Juni
2007 in Alfeld).
Knappwost brachte aus Tübingen mit
den bereits promovierten
Walter Gunßer
(geb. 1927 in Oberrexingen, Studium der
Physik in Tübingen und Stuttgart, Promoti-
on 1958 bei Adolf Knappwost in Tübingen,
1958-60 Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Ins-
titut für Physikalische Chemie der Transura-
ne der KFA Jülich, 1961-68 Wiss. Mitarbeiter
am Hamburger Institut, 1968 Habilitation/
venia legendi für Physikalische Chemie,
1968-72 Wiss.Rat/Oberrat u. Professor,
1972 Univ.-Professor, 1982-83 Sprecher des
Fachbereichs Chemie, Univ. Hamburg, gest.
2012) und den Doktoranden
Fritz Thieme
(geb. 1925 in Eisa-Gröba, 1955-61 Wiss.
Mitarbeiter der Planungsgruppe Tübingen
der KFA Jülich, 1961 Wiss. Mitarbeiter bei
Prof. Knappwost in Hamburg, 1963 Pro-
motion bei Adolf Knappwost in Tübingen,
1963-70 Wiss. Rat/Oberrat und Professor
am Hamburger Institut, 1969 Habilitation,
1970 Univ.-Professor, 1973-1981 Sprecher
des Fachbereichs Chemie d. Univ. Hamburg,
1994-97 Mitglied des Kuratoriums und
1997 Ehrensenator der Universität Chem-
nitz, gest. 2013). Als weiterer Oberrat und
dann Professor stieß 1970 dazu
Friedrich
Steinbach
(geb. 1937 in Neuwied, Promoti-
on 1963 bei Georg-Maria Schwab, Institut
für Physikalische Chemie der Universität
München, 1967 Tätigkeit am Laboratory
for Research on the Structure of Matter,
University of Pennsylvania, Pittsburgh/
USA, 1968 Habilitation/venia legendi für
Physikalische Chemie an der Universität
München, 1970-72 Wiss. Oberrat am Ins-
titut für Physikalische Chemie Universität
Hamburg, 1972-2002 Univ.-Professor am
Hamburger Institut).
Knappwosts Forschung betraf vor
allem folgende drei Gebiete: Magnetische
Eigenschaften, Tribologie und physikalisch-
chemische Aspekte der Zahnmedizin. Auf
dem Gebiet
Magnetismus
sind die magne-
tischen Eigenschaften vieler Feststoffe von
Interesse, besonders das kollektiv-parama-
gnetische Verhalten. Bei der
Tribologie
ste-
hen Molybdänsulfid, Festschmierstoffe (z.B.
Erdalkalihydroxide) und Seifenschmierfette
imVordergrund; reibungsbedingte Reakti-
onen und Abtragung z.B. bei Fe-Gleitlagern
und Graphit-/Kohlelagern. Auf
zahnmedi-
zinischem
Gebiet sind viele grundlegende
Untersuchungen und eine Reihe von Pa-
tenten zu nennen. Einige Stichworte seien
genannt: Legierungen, Zemente, Füllungen,
Plaque, Karies, Remineralisation; Wirkung
von Fluorid, Antibiotika, Diffusion von Cu-
Ionen in Polymethacrylat. Letzeres steht in
Zusammenhang mit dem von Knappwost
entwickelten Verfahren der Depotphorese
zur Wurzelkanalbehandlung, die zwar um-
stritten ist, aber von manchen Zahnärzten
sehr positiv beurteilt wird.
Durch die wachsende Zahl der Mitarbei-
ter (Diplomanden, Doktoranden, Postdocs,
Assistenten, Gäste) wurde im Laufe der
60er Jahre das Raumproblem zunehmend
prekär und konnte auch durch die Übernah-
me von Räumen im kleinen Extragebäude,
das vormals die Chemie-Bibliothek beher-
bergte, nicht befriedigend gelöst werden.
Es musste daher ein neues Institutsgebäu-
de geplant und gebaut werden, und zwar
wurde das Gebäude zwischen Bundes-
straße und Laufgraben errichtet. Die
Planung und Bau-Überwachung seitens des
Instituts übernahm Fritz Thieme (s.oben).
Das neue Gebäude wurde 1970 bezogen
und bot reichlich Platz.
Um diese Zeit setzte das neue Hoch-
schulgesetz u.a. solche Reformen in Kraft,
die der stark zunehmenden Zahl von
Studenten gerecht werden sollten. Dazu
gehörte eine deutliche Vermehrung von
Stellen im „Mittelbau“ (Assistenten, Wiss.
Räte/Oberräte u. Professoren). Besonders
für die Überwachung der Studenten-
Praktika wurden mehr „Halbstellen“ für
Doktoranden geschaffen. Sofern Pro-
movierte länger als zwei Jahre nach der
Promotion beschäftigt waren, wurden sie
als „Dozenten“ geführt. Die Personalpolitik
des Instituts war in dieser Zeit nicht sehr
glücklich: Es wurden zu viele Promovierte
in Dauerstellen übernommen, wodurch die
Zahl der „Halbstellen“ stark beschnitten
wurde, während zugleich ein Überhang von
Personen mit Lehrverpflichtung (mit der
Folge eines Übermaßes an Vorlesungsan-
gebot) entstand. Die verminderte Halbstel-
lenzahl konnte nur durch vermehrte
Einwerbung von Drittmitteln mit Doktoran-
denvergütung und durch Übernahme von
Praktika-Überwachung durch Lehrpersonen
ausgeglichen werden.
Zu den Dauerstellen-Inhabern gehörten
neben den bereits erwähnten (Gunßer,
Thieme, Steinbach) auch
Hans Lechert
(Habilitation 1973),
Klaus Nagorny
(Ha-
bilitation 1977, geschäftsführ. Direktor
des Instituts 1983-91 und 1993-99),
Horst
Förster
(1991-93 geschäftsführ. Direktor
des Instituts, 1996 Dr.h.c. Univ. Szeged/
Ungarn),
Carsten Benndorf
(Habilitation
1982),
Wolfgang Metz
(Habilitation 1984),
Peter Grunwald, Wolf Basler, Wolfgang
Kirstein, Georg Job
und
Klaus Zietlow.
Daneben waren noch Wissenschaftliche
Assistenten tätig:
Klaus Dräger
(Habilita-
tion 1979),
Friedrich Schmidt
(Habilitation
1981),
Horst Wochnowski
(Habilitation
1985), deren zeitlich begrenzte Stellen z.T.
zeitlich erweitert oder sogar zu Dauerstel-
len wurden. Die meisten der Vorgenannten
(außer Kirstein, Job, Zietlow und Woch-
nowski) haben eigene Arbeitsgruppen
aufgebaut und wurden im Laufe der Zeit
über die Position als Wissenschaftl. Rat
und Professor oder durch die sogenannte
„Überleitung“ (nach Habilitation oder
durch sonstige Qualifikation) oder durch
Verleihung der akademischen Bezeichnung
mit dem Professorentitel versehen.
Die genannten Wissenschaftler (zumeist
Knappwost-Schüler) wandten sich folgen-
den Gebieten zu:
Gunßer
(magnetische
Eigenschaften verschiedener Festkörper-