11
den Senat der Stadt Hamburg, 1987-94
Leitung des Instituts für Solarenergiefor-
schung Hannover, 1994 Ruhestand).
In Kastenings Abteilung in Jülich waren
vorwiegend stark anwendungsbezogene
Projekte bearbeitet worden. Dazu zählte
die Verwendung von Aktivkohle als Elek-
trodenmaterial, einerseits als stationäre
Elektrode nach Art von Brennstoffzellen-
Elektroden, jedoch für die Herstellung von
Wasserstoffperoxid bzw. Alkalihydroper-
oxid, andererseits in Form von Teilchen-
Suspensionen zur Ladungsübertragung von
stationären Elektroden auf die Oberfläche
zu oxidierender oder zu reduzierender Ma-
trizes; letzteres hatte zur Gründung einer
Gesellschaft mit einemmittelständischen
Unternehmer geführt, wo Apparate zum
Ätzen von Leiterplatten mit dieser Methode
gebaut und vertrieben wurden. Ein weite-
res Projekt betraf die Elektrosynthese von
Sulfonen. Zur Fortführung dieser Projekte
in Hamburg wären ein Technikum und
die Verfügbarkeit geeigneter Mitarbeiter
(Ingenieure, Laboranten) erforderlich ge-
wesen; dies war in der Situation des Jahres
1974, als die Ausstattung neuberufener
Lehrstuhlinhaber sehr eingeschränkt war,
nicht möglich. Kastening beschränkte sich
daher auf Grundlagen-Untersuchungen.
Bei den Suspensionelektroden betrafen sie
die Ladungsübertragung beim Stoß des Ein-
zelteilchens mit der stationären Elektrode
bzw. der zu bearbeitenden Matrix, die Kine-
tik der Ausbreitung der Ladung im Teilchen,
die Ladungsspeicherung in der elektroche-
mischen Doppelschicht, die Beweglichkeit
von Ionen in den engen Poren (≤ 1 nm)
und den Einfluss der Vorbehandlung. Bei
der Sulfonsynthese wurde – gemeinsam
mit Dierk Knittel – der Mechanismus der
Teilprozesse im Einzelnen geklärt. Als
weiterer Schwerpunkt ergab sich in der
Zusammenarbeit mit Rüdiger Memming
die Photoelektrochemie von Halbleiterelek-
troden, wobei die Nutzung von Solarener-
gie ein wichtiger Aspekt war: Es wurden
photoelektrochemische Vorgänge an CdS,
GaAs, WSe
2
, SiC, TiO
2
untersucht.
Nach der Emeritierung Knappwosts
1981 wurden nacheinander zwei Beru-
fungsverfahren mit jeweils Dreierlisten
zur Wiederbesetzung des Lehrstuhls ohne
Erfolg durchgeführt. Die bereits erwähnte
begrenzte Ausstattung, auch durch die
große Anzahl eigenständiger Arbeitsgrup-
pen im Institut bedingt, war ein wesent-
licher Grund für das Scheitern; im Falle
des zuletzt berufenen Kandidaten waren
– unter Einschaltung der Behörde – große
Anstrengungen unternommen worden und
konnten alle Ausstattungswünsche rea-
lisiert werden, der Kandidat hatte jedoch
offenbar gar nicht die Absicht gehabt, den
Ruf anzunehmen, den er nur zur Verbesse-
rung an anderer Stelle benutzte.
Dadurch war für mehr als ein Jahrzehnt
wiederum nur ein Lehrstuhl besetzt. Nach
der Emeritierung Kastenings 1994 konnte
dann der Elektrochemie-Lehrstuhl noch im
selben Jahr wieder besetzt werden, auch
weil die Ausstattung nun etwas leichter
geregelt werden konnte. Schon der zuerst
Berufene, Horst Weller vom Hahn-Meitner-
Institut Berlin, konnte gewonnen werden.
Horst Weller
wurde am 21. Oktober 1954
in Siegen geboren. Er studierte Chemie
in Göttingen. 1982 Promotion bei Albert
Weller am Institut für Biophysikalische
Chemie, Universität Göttingen, 1982-94
Wissenschaftl. Mitarbeiter und stellv.
Abteilungsleiter am Hahn-Meitner-Institut
Berlin, 1992 Habilitation an der Techni-
schen Hochschule Berlin, 1994 Berufung
auf den Lehrstuhl für Elektrochemie,
Institut für Physikalische Chemie, Univer-
sität Hamburg. Seit 1999 geschäftsführ.
Direktor des Instituts. Aus Berlin brachte
Weller die Assistenten
Alexander Eychmül-
ler
(geb. 1958 in Stuttgart, Promotion 1987
bei Albert Weller in Stuttgart, 1987/88 mit
DFG-Stipendium bei M. A. El-Sayed an der
Univ. of California Los Angeles, 1988-94
Wissenschaftl. Mitarbeiter am Hahn-Meit-
ner-Institut in Berlin, ab 1994 am Hambur-
ger Institut, 1999 Habilitation in Ham-
burg, ab 2005 Professor für Physikalische
Chemie/Elektrochemie an der Technischen
Hochschule Dresden) und
Markus Haase
mit (geb. 1961 in Berlin, 1989 Promotion
an der Techn. Hochschule Berlin, 1994-2005
Wiss. Mitarbeiter am Hamburger Institut,
2001 Habilitation in Hamburg, 2005 Ruf
auf eine Professur für Physikalische Che-
mie, Universität Osnabrück).
Bei der Forschung Wellers stehen Nano-
kristalle und Nanopartikel imVordergrund.
Einige hierbei besonders wichtige Aspekte
sind: Synthese, Struktur, Dynamik, opti-
sche, magnetische und elektrochemische
Eigenschaften, Ladungsträgertransport,
Selbstorganisation, Wechselwirkung und
Aggregationsverhalten geladener Teilchen,
Überstrukturen, biologische und medizi-
nische Wirkung und Anwendung in der
elektrochemischen Katalyse, C-Nanoröhren.
Alexander Eychmüllers Forschung betraf
Struktur, Synthese (auch elektrochemisch),
Photophysik (Lumineszenz, Lichtemission),
Ladungstransport in Halbleiter-Nanokris-
tallen, u.a. solche vom II/VI-Typ (z.B. CdTe);
auch im Hinblick auf optoelektronische und
photonische Anwendungen.
Markus Haases Forschung betraf die
Synthese nanokristalliner Festkörper
(Isolatoren, Halbleiter, Metalle), Bildung
nanoporöser Schichten, optische Spekt-
roskopie an dotierten Nanokristallen und
Energie-Übertragungsprozesse.
Nachdem vor längerer Zeit seitens der
zuständigen Behörde eine Grundsanierung
und damit Entasbestierung und danach
eine andere Nutzung des Gebäudes vorge-
sehen war, wurde in den zurückliegenden
zwei Jahrzehnten eine künftige Unterkunft
des Instituts diskutiert. Zeitweise waren
für alle Institutsmitglieder bereits Räume
im ehemaligen Forschungslaboratorium
der Firma Philips (Stellingen) zugeordnet.
Schließlich wurde aber beschlossen, einige
Stockwerke des sogenannten Verfügungs-
gebäudes II in der Grindelallee geeignet
herzurichten, wobei neben der Grundsanie-
rung auch eine verstärkte Belastbarkeit der
Böden vonnöten war, um schwere Geräte,
insbesondere Magneten, aufstellen zu
können. Im Jahre 2004 erfolgte dann der
Umzug in dieses Gebäude, in dem in den
obersten Etagen das Institut für Lebensmit-
telchemie verblieb. Die Gesamtfläche war
anfangs etwas kleiner als im alten Gebäu-
de, konnte aber durch die Ausweitung von
INCH,
dem Interdisziplinären Nanowissen-
schafts-Centrum Hamburg und
CAN,
dem
Centrum für Angewandte Nanotechnologie
stark zulegen.
Im Jahre 2000 wurde ein fachüber-
greifender Lehrstuhl geschaffen, dessen
Gegenstände zugleich der Technischen und
Makromolekularen und der Physikalischen
Chemie zuzuordnen sind. Auf ihn wurde
Stefan Förster berufen und an das Insti-
tut für Physikalische Chemie gebunden.
Später wurde dieser Lehrstuhl ganz der PC
zugeordnet.
Stephan Förster
wurde 1963 in Mainz
geboren, Promotion 1992 bei Manfred
Schmidt in Mainz, 1992/93 Postdoc bei
Frank S. Bates, University of Minnesota,
Minneapolis/USA, 1993-99 Wiss. Mitarbei-
ter amMax-Planck-Institut für Kolloid- und